23. August Rannoch Moor-Kinlochleven (24 km):
Nach einer stürmischen Nacht packen wir unsere Sachen und nehmen den restlichen Weg durchs Moor in Angriff. Wir begegnen auch der anderen Gruppe die noch Abends ins Rannoch Moor aufgebrochen ist als sie gerade beim Frühstücken sind (wohlgemerkt Frühstücken in Bewegung rund ums Zelt, wahrscheinlich eher wegen der Midges als wegen Morgensport).
Insgesamt betrachtet ist die Etappe durch das Moor eine der schönsten; auf der einen Seite bis zum Horizont nichts anderes als Moor zu sehen, auf der anderen Seite die typischen kahlen Highland Berge. Ich kann es auch nachvollziehen, dass es wie im Wanderführer beschrieben bei gutem Wetter einem Sonntagsspaziergang gleicht und bei schlechtem Wetter zur schwierigsten Etappe des ganzen Weges mutieren kann. Probleme haben wir nur mit dem Wasser auffüllen, da das pumpen durch den Keramikfilter doch einiges an Zeit beansprucht und die Midges mal wieder sehr lästig sind. Wir schütten das gefilterte Wasser in das sich sofort unzählige Midges gestürzt haben wieder weg und beschließen unser Glück ein wenig später nochmal zu versuchen.
Am Ende des Moores gelangt man überraschenderweise zu einem Skigebiet, den White Corries. Viel mehr Infrastruktur als ein Parkplatz und der Lift ist dort allerdings nicht vorhanden, ein Hotel sucht man also vergeblich. Den Schildern zu Folge wurde vor nicht all zu langer Zeit ein Campingplatz eröffnet, den wir aber aufgrund der frühen Tageszeit noch nicht in Anspruch nehmen. Vorbei am Kingshouse Hotel müssen wir erst mal ein wenig nach dem Weg suchen, da wir auf dem sonst ausgezeichnet markierten Weg ausnahmsweise mal keine Markierung entdecken können und der Wanderführer auch nicht ganz hilfreich ist (nicht Richtung Straße gehen, falls es mal jemand so ähnlich geht, sondern zwischen den Hotelgebäuden durch!).
Von hier an geht es zunächst einer Zeit lang in etwas Entfernung parallel zur Straße, etwas später leider ein Stück auch direkt neben der Straße in Richtung Anstieg zum Devil’s Staircase. Der Weg zum Pass ist einigermaßen überlaufen im Gegensatz zum Rest des WHWs. Oben angekommen gönnen wir uns eine kurze Pause und einen kleinen Imbiss. Schnell wird es uns aber aufgrund des Windes und der Höhenmeter zu kalt und wir gehen weiter.
In der Entfernung ist beim Abstieg noch das Blackwater Reservoir zu erkenne, ein Stausee der um das Jahr 1900 zur Energiegewinnung für das inzwischen still gelegte Aluminiumwerk in Kinlochleven errichtet worden ist. Kurz vor Kinlochleven führte der Weg auch noch entlang der Wasserpiplines denen man das Alter auch schon ansehen kann, spritzt doch das Wasser teilweise in hohen Fontänen heraus.
In Kinlochleven stellen wir unser Zelt am Campingplatz beim Blackwater Hostel auf, der erste Zeltplatz der uns ins Auge springt. Es soll zwar noch einen weiteren geben, aber wir sind nicht mehr wirklich motiviert danach ausschau zu halten. Nach etwas Körperpflege schlendern wir noch ein wenig durch Kinlochleven und dinierten im Tailrace Inn. Essen und Preis sind ok. Im Anschluss gehts ab ins Zelt um uns von unserer längsten Etappe zu erholen. Kinlochleven ist mit 880 Einwohnern übrigens bei weitem der größte Ort entlang des Weges; von Midges ist hier, obwohl nicht mehr dauernd erwähnt, auch nichts unversehrt.