Ziel: Großes Häuselhorn
Höhe: 2284m
Datum: 23.12.2014
Tourbegleitung: Solo
Nachdem ich für die Weihnachtsfeiertage ein paar Tage in Salzburg bin wollen diese auch gleich für eine Bergtour ausgenützt werden. Ziel ist das Große Häuselhorn in den Berchtesgadener Alpen. Es liegt zwar im Tal noch kein Schnee, auf den Bergen sieht das aber anders aus, wenn auch keine großen Mengen. Deshalb müssen Steigeisen und Pickel auf jeden Fall mit ins Gepäck. In Topografien wird eine Gehzeit von etwa 9 Stunden veranschlagt, genau so lange wie es aktuell um die Wintersonnwende hell ist. Daher ist ein früher Aufbruch und kein Trödeln angesagt.
Gegen 6:30, ca eine Stunde vor Sonnenaufgang starte ich vom Parkplatz noch in völliger Dunkelheit bei Neumond mit Stirnlampe ausgerüstet in Richtung Reiter Alpe, wobei ich ein möglichst schnelles Tempo einschlage, nachdem ich damit rechne, dass das in größeren Höhen wegen des Schnees nicht mehr so einfach möglich sein wird. Vier grell leuchtende Fuchsaugen in 10 Metern Entfernung erschrecken mich kurzfristig ein klein wenig.
Schon ein ganzes Stück vor der Alpa Alm ist der Boden mit Schnee bedeckt. Vor mir ist diesen Weg seit dem Schneefall noch niemand gegangen. Aber die Wegmarkierungen sind meist noch gut auszumachen und er ist auch nicht so tief das er eine größere Behinderung darstellen würde. Um exakt 08:30 erreiche ich nach ca 1000 Höhenmetern die Traunsteinerhütte auf der Reiteralm nach 2 Stunden in der Hälfte der angegebenen Gehzeit. Mittlerweile ist es auch schon hell geworden wodurch das Ziel ins Blickfeld gerät.
Auf der Reiter Alpe selbst liegen ca 20cm Schnee. Zeit für eine kurze Verschnaufpause und die Gamaschen anzulegen. Ab der Traunsteinerhütte wird der Weg zur Roßscharte deutlich schwieriger, da kaum mehr Markierungen im Schnee auszumachen sind und der Weg einem Labyrinth um Latschen und Steinfelder gleicht. Um mir die Sache zu vereinfachen setzte ich jetzt stark auf das GPS Gerät. Das Stapfen beansprucht jetzt bereits einiges an Kraft, allerdings geht es über die Alm noch meist flach bis zum Beginn der Roßscharte. Die Roßscharte ist eine relative steile Steigung, ebenfalls durch viele Latschen, Bäume und Felsen und man merkt, dass es sich um einen nordseitigen Hang handelt, liegt hier etwa knietief Schnee. Es kostet viel Kraft, Mühe und Zeit die Roßscharte zu durchsteigen, aber das soll mich nicht aufhalten.
Im trichterförmigen Kessel zwischen dem Großen und dem Kleinen Häuselhorn hat der Wind große Schneemengen (mehrere Meter) angehäuft. Und dieser Schnee verdeckt offenbar ein paar Meter tiefe Löcher zwischen Felsblöcken. Um der Gefahr in so ein Loch zu fallen zu umgehen weiche ich ein wenig von der normalen Route die das GPS Gerät vorschlägt ab und klettere am Wandfuß um diese Schneeanhäufung herum. Dort wo der Wind keine großen Schneehäufen angelagert hat ist Großteils weiches Eis oder sehr hart gepresster Schnee anzufinden. Zeit die Steigeisen anzulegen und Pickel auszupacken. Der Wind bläst hier bereits heftig, immer wieder muss ich darauf achten, dass er mich nicht aus dem Gleichgewicht bringt. Laut Wetterbericht sollten es bis zu 60 km/h sein.
Nachdem der Kessel überwunden ist geht es in den finalen Aufstieg zum Gipfel über. Im Sommer handelt es sich hier um I-er Kletterei. Aber die normale Sommerroute ist unter dem Schnee nicht ausfindig zu machen und so gilt es selbst eine Route durch die Felsen zu finden. Ohne Steigeisen wäre die Besteigung kaum möglich. Allerdings sind es auch dafür keine tollen Verhältnisse: Eis, manchmal nur ein paar mm, manchmal wieder cm dick wechselt mit Bruchharsch und Pulverschneeeinlagen. Dadurch muss ich mich äußerst vorsichtig voran tasten. Aber zum Glück beschränken sich die ausgesetzteren Stellen auf maximal eine halbe Stunde Kletterzeit.
Mit einigem Zeitverlust erreiche ich das Plateau zwischen Großem und Kleinen Häuselhorn. Die Kletterei ist damit überstanden, es müssen nur noch die letzten ~200 Höhenmeter auf einem steilen Hang überwunden werden. Bis auf große Kraftanstrengung durch den Schnee/Eis stellt dies kein Problem mehr da und so erreiche ich um 11:30 den Gipfel, dem Gipfelbuch nach als erster seit über einem Monat.
Nachdem es der heftige Wind äußerst ungemütlich macht verweile ich nicht lange am Gipfel und beginne nach einer kurzen Stärkung rasch mit dem Abstieg. Auch hier ist im Kletterteil wieder vorsichtiges vorantasten notwendig.
Der restliche Abstieg hält keine Überraschungen mehr bereit und um 15:15 erreiche ich ziemlich erschöpft wieder das Auto.