Dock – Bärenkopf – Klockerin – Bratschenkopf

Ziel: Hohe Dock, Bärenkopf, Klockerin, Bratschenkopf
Höhe: 3425m
Datum: 12.08.2017 – 13.08.2017
Route: Ferleiten, Hohe Dock, Großer Bärenkopf, Klockerin, Bratschenkopf, Mooserboden
Tourbegleitung: Tobi, Claudia, Tamara

Nachdem Tamara noch keine Hochtourenerfahrung hat und auch noch nie Steigeisen an den Schuhen hatte suchen wir nach einer nicht all zu schweren Tour. Dabei stoßen wir abseits der ganz großen Modeberge, wie dem Großvenediger, auf die Gegend rund um die Klockerin. Das Wetter für Samstag soll mittelprächtig sein, Sonntag aber soweit ok, durchaus auch mit zu erwartenden Sonnenschein. Das Heinrich-Schwaiger Haus ist an diesem Wochenende restlos ausgebucht wodurch unsere Wahl für den Schlafplatz auf die etwas weniger bekannte Schwarzenberghütte fällt. Auch die Tour muss dann natürlich an den Schlafplatz angepasst werden. Am besten gefällt uns der Plan der Hohen Dock, dem Großen Bärenkopf, der Klockerin, dem Bratschenkopf sowie dem Wiesbachhorn einen Besuch abzustatten und anschließend zum Mooserboden abzusteigen – eine stattliche Tour mit 5 3000ern, 3300HM Aufstieg, 2300HM Abstieg und einer Wegstrecke von 23km, einen großen Teil davon über 3000m. Die Kletterei sollte nicht all zu schwer werden, wir rechnen maximal mit dem 2ten Grad und großteils davon sogar mit Stahlseil versichert, wobei der spannendste Teil sicher der Westgrat der Hohen Dock wird, ist er doch in vielen Karten und Büchern gar nicht eingezeichnet/erwähnt.

Um die Tour zu realisieren reisen wir mit zwei Autos an, nicht zuletzt auch wegen dem ganzen Gepäck und der höheren Flexibilität nachdem wir alle noch ein paar Tage Urlaub im Anschluss haben und deshalb auch Felsausrüstung und alles was man sich nur so vorstellen kann mit dabei ist. Ein Auto wird im Kesselfall Parkhaus abgestellt und mit dem anderen fahren wir zur Mautstation der Glocknerstraße nach Ferleiten wo es ebenfalls einen großzügigen kostenlosen Parkplatz gibt. Von dort starten wir schließlich den Aufstieg zur Schwarzenberghütte. Etwa 1100HM und 9km stehen uns an diesem Nachmittag noch bevor. Kurz nachdem wir loslegen fängt es auch schon zum Nieseln an.

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Im Nieselregen kurz nach dem Start.

Auf das heutige Wetter sind wir eingestellt weshalb es der Stimmung keinen Abbruch tut. Nachdem wir den Schotterweg in Richtung Schwarzenberghütte verlassen sind wir mehr oder weniger alleine unterwegs. Es dauert nicht lange bis wir vom ersten Murmeltier begrüßt werden.

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Beim Aufstieg zur Hütte.

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Das Wetter wird nicht besser.

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Eine wackelige Angelegenheit.

Nachdem das Wetter eher immer schlechter wird freuen wir uns schließlich dann aber doch auf die warme, trockene Hütte und ein gutes Essen. Die Hütte wird vom Alpenverein betrieben und hat keinen fixen Pächter; die Belegschaft wechselt sich ab. Unser Hüttenwirt ist enthusiastischer Einrad-Fan. Angesprochen auf sein T-Shirt erfahren wir, dass er diese nicht nur fährt sondern auch baut. Umso lustiger ist dieser Umstand nachdem uns bei der Anreise mit dem Auto in der Schladminger Gegend ein Einradfahrer auf einer Hauptstraße untergekommen ist – zum Ersten mal in unserem Leben. „Ajo, des war sicher der Hons“ – wird uns erklärt. Nach ein paar Bier und ein paar Lektionen übers Einradfahren gehts schließlich ins Bett um ausreichend gestärkt für den nächsten Tag zu sein.

An nächsten Tag gehts zunächst mal weiterhin im dichten Nebel aber immerhin ohne Regen los Richtung Hohe Dock. Am Fuße entlang der Hohen Dock Richtung dem Südostgrat müssen wir ein paar Lawinen Eisfelder queren was sich aber problemlos bewältigen lässt. Nach etwa einer Stunde wird der Nebel weniger und es sieht langsam auch nach dem angekündigten Wetter aus. Zum Ersten mal wird uns ein Blick auf die Hohe Dock gewährt und auch das Wiesbachhorn lüftet seinen Schleier ein wenig.

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Die Hohe Dock nachdem sich der Nebel langsam auflöst.

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Und das Wiesbachhorn.

Der Weg hinauf zum Gipfel der Hohen Dock ist markiert und die felsigen Teile großteils klettersteigmäßig abgesichert – ein Klettersteigset wäre für trittsichere Wanderer aber eher unnötiger Ballast.

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Immer weiter hinauf.

Ab dem Remsköpfl wird dann langsam der Grat erreicht wodurch auch der Blick auf die andere Seite der Hohen Dock frei wird – in Richtung Fuscherkarkopf und etwas später auch zur Nordwand des Großglockners.

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Remsköpfl.

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Nach oben hin wird die Kletterei mehr – am Grat.

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Nochmal das Wiesbachhorn.

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Ganz links: Fuscherkarkopf Nordwand. Mitte: Hinter dem Breitkopf schaut der Großglockner hervor.

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Großglockner Nordwand.

Mit zunehmender Höhe erreichen wir langsam die Schneegrenze des letzten Regentages. Das Gehen am oft plattigen Fels wird dadurch nicht gerade angenehmer, aber durch die Absicherungen ist es zunächst kein großes Problem.

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Am Gipfelgrat zur Hohen Dock.

Bei noch halbwegs klarem Himmel wird der Gipfel der Hohen Dock als unser erstes Ziel Heute erreicht. Nachdem wir auch immer wieder einen Blick auf den bisherigen Aufstieg werfen haben können ist uns klar, dass wir Heute vermutlich die einzigen auf diesem Gipfel sein werden. Nun beginnt der spannendere Teil. Der Literatur nach ist der bisherige Weg öfter begangen und ein beliebtes Ziel – über den Westgrat hinüber bis zum Großen Bärenkopf im Anschluss sind die Information hingegen nicht sehr zahlreich. Es muss etwas mehr geklettert werden als am Südostgrat und die Absicherung ist nicht mehr ganz so gut – an den Schlüsselstellen allerdings durchaus vorhanden. Wäre der Fels ausgeapert, so wäre es sicher ein Genuss. Aber die paar Zentimeter Schneeauflage auf dem plattigen Fels machen das Weiterkommen etwas unangenehm und kostet auch mehr Zeit als erhofft. Zudem wird das Wetter schlechter. Zu diesem Zeitpunkt erwägen wir auch mal ein Umkehren – allerdings ist uns bewusst, dass der eher unangenehme Teil nicht sehr lange sein wird und danach eher Wandergelände folgt.

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Am Westgrat der Hohen Dock – das Wetter hat sich verschlechtert.

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Dockscharte – der Gegenanstieg führt auf den Bärenkopf.

Nachdem der Westgrat überwunden ist erreichen wir mit der Dockscharte den tiefsten Punkt zwischen der Hohen Dock und dem großen Bärenkopf. Auch über diesen Anstieg war nicht sehr viel in der Literatur zu finden. Ich habe noch etwas von ausweichen in die Flanke in Erinnerung, um das steilste Stück zu umgehen, wobei die Lawinengefahr beachtet werden soll. Im Endeffekt erscheint uns der Anstieg auf den Großen Bärenkopf am Grat entlang allerdings völlig problemlos und auch deutlich leichter als das Bisherige – warum man da wo ausweichen soll ist uns nicht ganz klar.

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Am Großen Bärenkopf.

Am Bärenkopf angelangt ist die Sicht quasi nicht mehr vorhanden. In leichtem Gelände geht es hinab zur Keilscharte wo wir auch auf den wohl öfter begangenen Weg zwischen Oberwalderhütte und Heinrich Schaiger-Haus treffen. Und tatsächlich ist der Weg gespurt, was uns die Sache erleichtern wird, wenn die Spuren auch bereits etwas verweht sind. Über das Bärenkopfkees geht es jetzt in Seilschaft hinüber in Richtung Gruber-Biwak.

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Am Bärenkopfkees.

Am Gletscher sind durch den Neuschnee durchaus einige Spalten versteckt was uns zu größerer Vorsicht mahnt. Einmal ist zwischen dem westlichen und dem östlichen Bärenkees ein kleiner Felsaufschwung zu bewältigen. Wenn sich das Wetter offenbar auch nicht mehr wirklich bessern will, so wird uns immerhin mal kurz ein Blick hinunter zum Mooserboden Stausee gewährt.

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Stausee Mooserboden.

Am östlichen Bärenkopfkees treffen wir auf eine andere Seilschaft. Diese sind von der Schwarzenberghütte über die Gruberscharte aufgestiegen und unterwegs Richtung Oberwalderhütte. Das Überwinden des Gletscherbruchs in der Scharte soll durchaus sehr abtenteuerlich gewesen sein. Bei der Biwak Schachtel angelangt legen wir schließlich eine kurze Stärkungspause ein bevor wir uns auf den Weg zu unserem höchsten Punkt, der Klockerin, machen.

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Gruber Biwak vom östlichen Bärenkopfkees.

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Gruber Biwak.

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Eine kurze Verschnaufpause.

Gestärkt geht es schließlich an den nächsten Anstieg. Von dort haben wir auch eine gute Sicht auf den Eisbruch der Gruberscharte inklusive der Spuren der vorher getroffenen Seilschaft.

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Gletscherbruch Guberscharte.

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Rückblick – Links: Hohe Dock, Rechs in den Wolken: Großer Bärenkopf.

Der Aufstieg auf die Klockerin ist technisch einfach, aber die Höhenmeter ziehen sich ein wenig nachdem wir spüren, dass wir doch schon einiges an Weg hinter uns haben.

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Auf der Klockerin.

Die ~150 HM hinab auf das Bratschenkopfkees hingegen sind eher steil und teilweise ein wenig eisig – geschätzt um die 40 Grad. Nachdem unten eine riesige Auslauffläche für den schlimmsten Fall vorhanden wäre bleiben wir am Seil nachdem uns im Anschluss an den Abstieg hinüber Richtung unserem nächsten Gipfel, dem Bratschenkopf, gleich die nächsten potentiellen Spalten erwarten.

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Abstieg Klockerin.

Am Bratschenkopfkees schwindet die Sicht immer mehr und die Zeit ist auch schon eher fortgeschritten. Deshalb ist es uns mittlerweile klar, dass es mit dem Wiesbachhorn Heute nichts mehr werden wird. Der Aufstieg auf den Bratschenkopf, folglich unserem letztem Gipfel für Heute, ist wiederum sehr einfach. Oben angekommen staunen wir aber nicht schlecht: Wo soll denn da ein Weg hinunter führen? Überall nur Fels in Sicht. Auch der eingezeichnete Weg auf unseren Karten und am GPS führt offenbar mitten durch felsiges Klettergelände. Eine Zeit lang überlegen wir, wie wir vorgehen sollen – zu Kletterei ist Heute eigentlich keinem von uns mehr zumute. Wir suchen die Flanke zwischen Hinterem und Vorderem Bratschenkopf ab und finden schließlich frische Spuren die herauf führen – etwa auf der eingezeichneten GPS Route. Dieser Weg sieht nicht gerade trivial aus, aber nachdem der Weg in der Karte eingezeichnet ist und auch Spuren herauf führen bleibt uns nicht viel anderes übrig als dort abzusteigen. Im Endeffekt stellt sich dieser Abstieg über plattigen Fels mit ein paar Zentimeter Neuschnee als die Schlüsselstelle der Tour heraus. Spätere Nachforschungen ergeben, dass unser Weg wohl der normale Weg im Falle eines Firnfelds ist, was früher offenbar im Normalfall auch vorhanden war. Nachdem dieses bei uns aber völlig ausgeapert ist, ist die bessere und empfohlenere Option mittlerweile offenbar der Grat vom Hinteren Bratschenkopf hinunter zum Kaindlkees.

Am Kaindlkees, nach dem Abstieg, ist die Sicht auf 5m geschrumpft – wir befinden uns quasi im totalen Whiteout. Das GPS Gerät führt uns verlässlich zum Normalweg vom Heinrich-Schwaiger-Haus zum Wiesbachhorn.

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Am Wiesbachhorn Normalweg.

Am Heinrich Schwaiger Haus angekommen bittet Tamara darum die Nacht dort zu verbringen wenn man uns einen Platz zum Schlafen gewährt statt noch ganz ab zu steigen – verständlich nach dieser langen und durch den Neuschnee doch etwas schwierigeren als geplanten Tour. Den letzten Bus vom Mooserboden hinunter haben wir längst verpasst weshalb wir wirklich bis ganz ins Tal absteigen müssten. Freundlicherweise lässt man uns trotz total überfüllter Hütte auf den Bänken der Wirtsräume schlafen – unter der Bedingung das wir halt sehr früh raus müssen.

Am nächsten Tag erwartet uns nach ausgiebigem Frühstück schließlich Traumwetter für den letzten Abstieg zum Stausee – in dieser Hinsicht etwas ärgerlich, dass wir das Ganze nicht einen Tag später angesetzt haben. Vom Stausee geht es zu guter Letzt mit dem Bus hinunter zu unserem Auto im Parkhaus.

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Am Mosserboden Stausee bei bestem Wetter.

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Am Ziel – Kitzsteinhorn im Hintergrund.

Bildschirmfoto vom 2017-08-17 09-10-50

Die Tour im Überblick.

 

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