Ziel: Reifhorn
Höhe: 2487m
Datum: 09.09.2018
Route: Eiskogel, Kreuzreifhorn, Gr. Reifhorn, Westl. Reifhorn
Tourbegleitung: Tobi, Claudia, Bene
Die zweite Tour unseres heurigen Österreich Trips führt uns vom Gesäuse weiter Richtung Westen, ins Salzburger Land – in die Loferer Steinberge um genauer zu sein. In diesem Gebirgszug suchen wir uns dann auch gleich eine der dortigen Paradetouren aus, die Überschreitung der Reifhörner mit Schwierigkeiten bis zum IVten Grad. Insgesamt 1700HM sind für diesen Tag zu erwarten, davon 550HM bzw. 3km Luftlinie an Kletterei.
Dazu ist zunächst vom Loferer Hochtal bzw. dem großzügigen Parkplatz dort der etwas längere Zustieg zur Schmidt-Zabierow-Hütte zu bewältigen.
Mit zunehmender Höhe wird die Landschaft immer ansprechender. Vom Wald geht es über zu Karstgelände mit eindrucksvollen Dolinen sowie von Wasser geformten Felsplatten. Auch unser Ziel, die Reifhörner erscheinen nun zum ersten Mal in der Nähe, wobei sie aus dieser Perspektive zunächst gar nicht so eindrucksvoll aussehen.
Wenige Minuten bevor wir die Schmidt-Zabierow-Hütte erreichen biegen wir an einer Wegkreuzung nach links Richtung dem Reifhorn Normalweg sowie dem Weg Richtung Gr. Ochsenhorn ab.
Diesem Weg folgen wir nun ein kurzes Stück um anschließend weglos Richtung Nas’nwandl abzubiegen.
Mit dem erreichen des Nas’nwandl ist schließlich auch der Einstieg der eigentlichen Reifhornüberschreitungsroute erreicht – ab hier beginnt die Kraxelei. Für das Nas’wandl kann man aus mehreren möglichen Varianten wählen, wobei alle um den IIIten bis IVten Schwierigkeitsgrad liegen und 3-4 Seillängen haben. Die beste Übersicht über die mindestens 7 Routen in dieser Wand findet man am Nas’nrouten Topo auf der Homepage der Schmidt-Zabierow-Hütte. Für eine kurze Stelle im Kamin bin ich dann auch ganz froh um das Seil, auch wenn diese Stelle nur mit III+ bewertet ist. Den Rest der Route bringen wir rasch am laufenden Seil hinter uns. Über schrofiges Gelände geht es im Anschluss weiter bis man den zu querenden Normalweg auf das Kreuzreifhorn erreicht wo sich auch die sogenannte Nase befindet. Diese kann entweder direkt erklettert werden, wobei es sich um den IVten Schwierigkeitsgrad handeln soll und kein Absicherungsmaterial vorhanden ist, oder wie von uns und üblicherweise auch in den Beschreibungen angegeben rechts über eine kurze III- Stelle umgangen werden. Über wunderbare Platten und ein paar kurze, leichte Kletterstellen setzt sich der Weg im Anschluss fort in Richtung des ersten von unseren vier Gipfeln, dem Eiskogel.
Vom Eiskogel wird im Anschluss 2x von kurzem Gehgelände unterbrochen abgeseilt in die Schwarte zwischen Eiskogel und Kreuzreifhorn.
Bei der zweiten Abseilstelle kann man entweder direkt mit beherztem Spreizschritt auf den großen Klemmblock abseilen oder aber auch daran vorbei bis ganz nach unten um unter diesem hindurch auf die andere Seite zu schlüpfen.
Anschließend muss man sich ohne uns ersichtliche Anhaltspunkte einen Weg über schrofiges und brüchiges IIer bis IIIer auf das Kreuzreifhorn suchen. Ein wenig Gespür für vernünftige Wegfindung im Schrofengelände schadet hier nicht, wenn man mal in der Flanke ist sieht es aber weniger abschreckend aus als noch von einiger Entfernung. All zu schwer ist es jedenfalls nicht, ich habe mich auch ohne Seil wohlgefühlt.
Am Kreureifhorn angekommen legen wir für ein paar Minuten Pause ein und genießen die tolle Fernsicht inklusive Großglockner und Großvenediger.
Vom Kreuzreifhorn führt zunächst leichte Kraxelei entlang des gut markierten und versicherten Normalwegs ins Weinschartl, welches auch gleichzeitig eine Abbruchmöglichkeit darstellt.
Auf das Große Reifhorn selbst führt im Anschluss interessanterweise kein Pfad mehr obwohl es der höchste der Reifhorngipfel ist. Wieder ist etwas Spürsinn für Wegfindung nicht von Nachteil, wenn der Weg vom Weinschartl zum Gipfel auch nicht lang ist. Ob wir die ideale Variante gefunden haben ist uns nicht so ganz klar, ein kurzes Plattenstück erscheint doch schwieriger als der veranschlagte IIer, aber es handelt sich dabei nur um 1-2 Züge die auch nicht ausgesetzt sind.
Mit Hilfe von Steinmännern gilt es im Anschluss die Abseilstelle in die Scharte zwischen Großem Reifhorn und westlichem Reifhorn zu finden – all zu gut versteckt sie sich aber nicht. Eine ~3m Steilstufe muss dabei abgeklettert werden.
Beim Abseilen ist hier stark auf Steinschlag zu achten, vor allem wenn man bereits unten wartet sucht man sich besser einen gut geschützten Platz. Nachdem das Seil abgezogen ist geht es schließlich ins Grande Finale, in die letzten 2-3 Seillängen auf das Westliche Reifhorn (siehe Bild oben). Der Beginn der Kletterei ist zunächst klar vorgegeben durch eine Verschneidung. Nach einem kurzem leichteren Abschnitt folgt in der ersten Seillänge allerdings noch ein kurzer Aufschwung. Wieder einmal sind wir uns hier nicht so ganz sicher, ob wir für diesen die ideale Variante gewählt haben. In unserer Variante ist zwar eine alte Sanduhrenschlinge zur Absicherung vorhanden, die Schwierigkeiten dürften aber kurz doch deutlich über III liegen, wie eigentlich angegeben.
Nach dieser Seillänge wechselt man durch einen engen Druchschlupf auf die sonnige Südseite. Nördlich gäb es zwar theoretisch auch einen Kamin der auf den Gipfel führt, dieser sieht aber doch sehr anspruchsvoll aus. Der Durchschlupf selbst ist wirklich eng – so eng, dass man den Rucksack jedenfalls ablegen muss.
Zum Abschluss wartet noch eine Traumseillänge durch eine Verschneidung bei bester Felsqualität direkt hinauf zum Gipfel des westlichen Reifhorns.
Nach einer kurzen Pause machen wir uns dann auch schon an den Abstieg. Dieser ist teilweise mit Stahlseilen versichert, stellt aber keine großen Schwierigkeiten mehr dar. Insgesamt haben wir von Parkplatz zu Parkplatz mit Abzug der größeren Pausen und Hütteneinkehr etwa 8 Stunden benötigt.