Ziel: Großglockner
Route: Stüdlgrat
Höhe: 3798m
Datum: 08.11.2015
Tourbegleitung: Oliver, Claudia, Tobi
Das überraschend schöne und stabile Spätherbst Wetter eignet sich ideal für eine Hochtour zum Saisonausklang. Der Großglockner via Stüdlgrat steht am Plan. Eine Tour, die uns im Sommer immer ein wenig abgeschreckt hat, soll sie doch ziemlich stark überlaufen sein; vor allem was den Abstieg am Normalweg betrifft.
Mit schweren Rucksäcken machen wir uns gegen Mittag nach langer Anfahrt auf den etwa 3 Stunden langen Zustieg Richtung Stüdlhütte. Nachdem wir weder wissen, ob es dort aktuell Schnee zum Schmelzen gibt, noch ob wir einen Schlafplatz im Winterlager bekommen haben wir schlicht und einfach alles dabei; Wasser zum Trinken für 2 Tage, Isomatten, Schlaf- und Biwaksäcke.
Nötig gewesen wäre es nicht: die Schneefallgrenze liegt ein ganzes Stück weiter unten und im Winterlager haben wir auch noch Platz bekommen; wenn auch bereits kurz nachdem wir uns breit gemacht haben alles ziemlich überfüllt ist.
Den restlichen Teil des Tages verbringen wir mit einem Abendessen in wärmenden Sonnenstrahlen, einem kleinen Ausflug auf den Fanatkogel, dem Hausberg der Stüdlhütte sowie im Aufenthaltsraum des Winterlagers nach Sonnenuntergang. Für das Winterlager werden übrigens 5€ pro Person verlangt, Holz für den Ofen ist ebenfalls vorhanden, was nochmal extra kostet.
Vom Fanatkogel aus bietet sich die beste Möglichkeit den ganzen Stüdlgrat zu betrachten:
Im Aufenthaltsraum erfahren wir, dass sich auch Nordwandgeher eingefunden haben die bereits um 03:00 aufbrechen wollen. Wir stellen uns daher auf eine eher unruhige Nacht ein. Trotzdem deutlich mehr Leute im Winterraum nächtigten als die eigentlich vorhandenen 23 Plätze Platz bieten sollten kann ich überraschenderweise gut schlafen; Ohrstöpsel sei Dank. Oliver zieht dennoch mehr Ruhe vor und entschließt sich für eine Nacht im Freien.
Unser Wecker läutet schließlich um 04:45; 05:30 ist nach einem Frühstück für den Aufbruch geplant. Schlafsäcke und Isomatten lassen wir mit etwas ungutem Gefühl im Winterraum zurück, wurden doch Freunden von uns diese nur eine Woche vorher während ihrer Tour gestohlen. Mit etwas Verspätung geht es schließlich kurz vor 06:00 in Dunkelheit los in Richtung Schere. Oben angekommen dauert es auch schon nicht mehr lange bis sich die Sonne langsam wieder zeigen lässt.
Am Teischnitzkees entlang des Luisengrates ist bereits eine Spur im gefrorenen Schnee zu erkennen der wir nur Richtung Einstieg am Stüdlgrat folgen brauchen.
Nachdem das Teischnitzkees überwunden ist wird es jetzt also langsam ernst, der Einstieg in den Stüdlgrat steht bevor. Was jetzt der „richtige“ Einstieg ist ist nicht so ganz klar. Ob wir uns in einer der beiden in den Topos eingezeichneten Varianten befinden oder doch ganz wo anders wissen wir nicht so genau. Auch ein ganzes Stück weiter links sind noch Leute eingestiegen wie sich an Spuren im Teischnitzkees erkennen lässt. Aber im Endeffekt ist das bei diesen Schwierigkeiten auch relativ egal und von unten ist bereits ersichtlich das unser Weg wohl nicht in einer Sackgasse endet.
Bis zum sogenannten Frühstücksplatzl soll die Kletterei nicht all zu schwer sein, weshalb wir uns vor allem aus Zeitgründen gegen ein Sichern entscheiden. Problemlos erreichen wir dieses und nehmen einen kleinen Snack als Energieschub zu uns.
Während der kurzen Pause denken wir auch über die weitere Sicherungsstrategie nach, beginnt ab hier doch die ernsthaftere Kletterei. Während sich Tobi und Claudia für synchrones gesichertes Klettern entscheiden setzen Oliver und ich auf seilfreies Klettern in leichteren Stellen und klassische Standplatzsicherung für die schwierigeren. Es stellt sich heraus, dass realtiv viele Borhaken vorhanden sind; damit hätten wir gar nicht gerechnet.
Der vorhandene Schnee stellt bisher kein Problem dar; eventuell vereinfacht er das Klettern durch die gefrorenen Tritte sogar. Die Kanzel, eine der Schlüsselstellen ist zwar ausgesetzt aber viel einfacher als es den Anschein macht; ich würde sie sogar nichtmal mit III bewerten, gibt es doch jede Menge deutlich schwierigere Stellen.
Fotos gibt es ab hier bis zum Gipfel nicht mehr viele nachdem ich jetzt doch mehr mit Klettern beschäftigt bin. Bei der Drahtseilverschneidung 3/A0 ist starkes zupacken gefragt. Es erinnert kurz an einen Klettersteig; ohne Drahtseil stelle ich mir diese Stelle nicht einfach vor.
Der Hangelgrat sieht rein optisch nicht einfach aus, muss man doch mit Bergschuhen auf Reibung steigen. Hier packen wir auch das Seil aus, aber im Endeffekt ist auch dieser viel einfacher als es ursprünglich den Anschein gemacht hat (sofern man hangelt und nicht wie Tobi den direkten Weg über die Platte wählt). Meine persönliche Schlüsselstelle finde ich erst später, nicht mehr weit vom Gipfel entfernt. In der Topo ist die Rampe zwar nur als II eingezeichnet, aber die Tritte und Griffe werden von gefrorenem Schnee blockiert. Nach deren Überwindung geht es danach Richtung Gipfel den wir nach ca 5 Stunden ab Stüdlhütte erreichen. Unseres Wissens nach sind an diesem Tag neben uns 2 Seilschaften den Stüdlgrat geklettert. Eine Seilschaft vor uns die wir bereits auf der Stüdlhütte getroffen haben sowie eine die nach uns gestartet ist, uns aber mit ihrem äußerst flotten Tempo überholt hat.
Am Gipfel ist es für die Höhe und Jahreszeit sehr warm und so beeilen wir uns jetzt auch nicht gerade mit der Gipfelrast. Am Normalweg und Gipfel ist selbst jetzt, wo die Hütten längst geschlossen haben einiges los.
Nachdem im Abstieg viele Sicherungsstangen vorhanden sind gehen auch Oliver und ich von Beginn an am Seil. Am Kleinglockner muss Gegenverkehr ausgewichen werden.
Auch wenn der Abstieg über den Normalweg im Vergleich zum Stüdlgrat doch deutlich einfacher ist ist er etwas länger und anspruchsvoller als ich ursprünglich erwartet habe.
Nach der Kletterei folgt noch das sogenannte Glocknerleitl, ein 40 Grad Firnfeld. Die aktuellen Schneeverhältnisse entschärfen dieses aber stark.
Bei der Adlersruhe angekommen machen wir noch eine kleine Pause um uns der Steigeisen für den bevorstehenden Klettersteig zu entledigen. Wie sich heraus stellt wäre es aber wahrscheinlich gar nicht unklüger gewesen sie anzubehalten, ist der Steig doch großteils von festem Schnee bedeckt. Die ersten Meter des Ködnitzkees scheint es uns jedenfalls sowieso angebracht sie nochmals anzulegen.
Bei der Stüdlhütte angekommen freuen wir uns unsere zurück gelassene Ausrüstung wieder anzutreffen. Nachdem alles in den Rucksack gepackt ist geht es an den finalen Abstieg und um 16:30 sind wir zurück am Parkplatz.