Großes Wiesbachhorn

Ziel: Großes Wiesbachhorn
Höhe: 3564m
Datum: 20.07.2014
Tourbegleitung: Oliver

Wenige 3000er sind so leicht zugänglich wie das Große Wiesbachhorn oder auch Fischbachhorn genannt via Kaindlgrat; es ist sogar als Eintagestour gemütlich realisierbar. Das liegt zunächst an dem spaltenfreien Gletscher (daher theoretisch auch wunderbar als Solotour möglich) und an den Kapruner Hochgebirgsstauseen die ein wahrer Touristenmagnet sind. Aus diesem Grund ist es möglich die Strecke bis auf eine Höhe von 2040m mit dem Bus zurück zu legen, auch wenn das nicht gerade billig ist (19€ für hin und zurück, Ermäßigungen mit dem Alpenvereinsausweis möglich). Der erste Bus fährt um 08:10 Morgens hinauf (ungewöhnlich spät für eine Hochtour) und um 17:00 der letzte hinunter. Die Topografien und Beschreibungen veranschlagen eine Zeit von 5 Stunden für den Aufstieg und 3:30 für den Abstieg. So lange dürfen wir nicht benötigen sind wir uns von Anfang an im Klaren, wollen wir doch auch den Bus hinunter wieder erwischen; nicht zuletzt hängt auch Olivers Zugfahrt nach Wien davon ab.

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Pünktlich um 08:10 sitzen wir im Bus (Foto von Oliver).

Nach etwa einer halben Stunde Fahrzeit die wir große Teile in Tunnels zurück legen (unter anderem dem Lärchenwand-Tunnel) erreichen wir früher als erhofft gegen 08:40 den Mooserboden-Stausee auf 2.040 Metern Seehöhe. Trotz der tollen Aussicht wollen wir nicht viel Zeit vergeuden und packen schnell das GPS Gerät aus um den Einstieg zu finden.

Mooserboden Staumauer.

Mooserboden Staumauer. Rechts: Kitzsteinhorn.

Ziemlich in der Hälfte des Weges zum Gipfel befindet sich das Heinrich-Schwaiger-Haus. Bis dort hin wird eine Zeit von 2.5 Stunden veranschlagt und zum Gipfel dann nochmal 2.5 Stunden. Die Hütte wollen wir als Richtmarke verwenden und versuchen unseren ersten Abschnitt in 2 Stunden hinter uns zu bringen. Flott aber auch nicht übertrieben schnell starten wir den Aufstieg. Bis zur Hütte ist dies ein angenehmer relativ breiter Pfad während man stets die Stauseen und das Kitzsteinhorn im Blickfeld hat.

Wir staunen nicht schlecht, als nach 1.5 Stunden bereits die Hütte vor uns auftaucht und schließen daraus, dass wir uns viel zu sehr gestresst haben und den Rest wesentlich langsamer angehen können.

Heinrich-Schwaiger Haus, im Hintergrund Hinterer Bratschenkopf (3413) und Klockerin (3422).

Nach einer kurzen Erfrischungspause neben der Hütte beginnen wir den Angriff auf den Gipfel. Gleich am Anfang erwartet uns sozusagen die Schlüsselstelle; einfache Felskletterei, noch dazu mit Stahlseil versichert.

Leichte versicherte Kletterei.

Nachdem wir bereits ein erstes kleines Schneefeld bei der Hütte überquert haben wird es nun langsam wirklich ernst mit dem Schnee, Firn, Eis, Gatsch, was auch immer. Da es noch nicht all zu steil und der Schnee sehr weich ist lassen wir die Steigeisen zunächst nochmal im Rucksack. Ohne Probleme erreichen wir den Oberen Fochezkopf auf 3159 m kurz vor dem Highlight der Tour, dem Kaindlgrat. Bis dorthin laufen wir auch einigen Seilschaften mit Bergführer über den Weg die bereits im Abstieg sind. Der Obere Fochezkopf ist gleichzeitig der Punkt an dem die meisten die Steigeisen anlegen sowie Eispickel auspacken. Aus diesem Grund und weil eine größere Gruppe dort mitten im Weg Pause macht kommt es zu einem kleineren Stau und ein wenig durchschlängeln durch die Sitzenden ist nötig.
Die Steigeisen lassen wir aufgrund der guten Bedingungen allerdings weiterhin im Rucksack und beschränken uns zunächst noch auf den Pickel für den Notfall. So ausgerüstet überschreiten wir den Kaindlgrat.

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Kaindlgrat.

Am spaltenfreien Kaindlkees erwartet uns im Anschluss ein einladender Badetümpel, zumindest was die schillernde blaue Farbe betrifft; die Temperatur eher weniger.

 

In 35 bis 40 Grad geht es jetzt über die Gipfelflanke und den Gipfelgrat zu eben diesem hinauf. Für dieses Stück sind die Steigeisen dann doch sehr angebracht, auch wenn der Schnee großteils matschig ist. Einige wenige Stellen sind allerdings eher reine Eisplatten und um den Pickelrettungsgriff zu üben ist es auch nicht das richtige Gelände. Etwas später erreichen wir auch schon gegen 12:45 den Gipfel.

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Am Gipfelgrat.

Unsere Gipfelankunft (Foto von Bernhard).

Am Gipfel kommen wir ins Gespräch mit einem anderen Bergsteiger, Bernhard, der uns nicht nur ein paar Fotos vom Gipfel und auch schon vom Aufstieg zur Verfügung stellt sondern uns später auch teilweise im Abstieg begleitet (bis wir ihm zu langsam sind und er zu laufen beginnt, hehe) und uns dabei viel Interessantes über seine bisherigen Touren und Erfahrungen, wie zum Beispiel dem Aconcagua berichtet.

Oliver und Bernhard (Foto von Bernhard).

Für die Höhe ist es überraschend warm (um die 10 Grad Celcius) weshalb wir uns nicht stressen und uns in Ruhe für den Abstieg stärken und die Aussicht genießen. Bevor wir den Abstieg beginnen sind wir sogar die einzigen am Gipfel. Nachdem der Pfad vom Gipfel bis zum Kaindlkees nicht so wirklich genau definiert ist haben wir eigentlich ohne Absicht eine leicht andere Route als im Aufstieg eingeschlagen. Diese beschert uns erfreulicherweise sogar eine kleine einfache mixed Einlage.

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Etwas Kletterei im Abstieg. Kommt uns vom Aufstieg nicht bekannt vor.

Ab und an haben wir Schnee in den Schuhen da wir Gamaschen zu Hause gelassen haben und lange Hosen wollen wir auch nicht extra noch für den Abstieg bzw. den letzten Teil des Weges anziehen. Aber man gewöhnt sich daran. Beim Heinrich-Schwaiger Haus im Gastgarten treffen wir auch wieder Bernhard auf ein Bier. Lange dauert es allerdings nicht bis es zu tröpfeln beginnt, was das gemütlich Abschlussbier eher zu einem Wetttrinken ausarten lässt, nachdem wir uns für Regen rüsten müssen und rasch den letzten Abstieg beginnen wollen. Dass dies eher umsonst war, weil es ein paar Minuten später eh wieder aufhört haben wir zu diesem Zeitpunkt nicht wissen können. Letztendlich erreichen wir aber dadurch am Stausee angekommen sogar einen Bus früher als geplant und können bereits um 16:30 abfahren.

Fazit:

Schöne und relativ einfache Tour auf den dritthöchsten Gipfel der Glocknergruppe die gemütlich an einem Tag zu bewältigen ist. Die Zeiten für den Auf- und Abstieg sind mit 5 und 3,5 Stunden wirklich sehr großzügig angegeben, diese Sorgen hätten wir uns sparen können. Und zusätzlich wieder mal eine nette Bekanntschaft auf einer Hochtour gemacht.